Bei den Erdkröten (bufo bufo)
Mittlerweile ist es schon viele Jahre her, als ich mit Kollegen im Frühjahr einen kleinen Teich besuchte. Es war purer Zufall, dass wir genau zum Höhepunkt der Krötenhochzeit den Weg dorthin fanden. Total fasziniert fotografierten wir den ganzen Tag lang durch und konnten kaum genug bekommen. Seither bin ich hin und weg von den Erdkröten. Vielen Leuten mögen diese Amphibien hässlich vorkommen, doch mir gefallen sie unglaublich gut! Es gibt nicht nur die gängigen braunen Farbmorphe, im Gegenteil. Sie weisen im Gegensatz zum Beispiel zu Fröschen eine erstaunliche Diversität im Erscheinungsbild auf. Manche Tiere haben eine sehr helle, fast beige Grundfarbe mit dunklerem Muster in braun oder grünlich. Andere wiederum heben sich in rostroter Tonung deutlich vom Boden ab. Und sie haben wunderschöne Augen, von rotgolden bis bernsteinfarben. Erhascht man einen genaueren Blick darauf, kann man eine faszinierende Musterung erkennen. Auch Ihr Ruf hat es mir angetan – im Gegensatz zum eindringlichen Quaken vieler Frösche mutet der Erdkrötenruf wie ein sanfter Gesang an. Obwohl die meisten Rufe eigentlich keine Paarungsrufe, sondern sogenannte Befreiungsrufe der Männchen sind, welche fälschlicherweise von einem anderen Männchen huckepack bestiegen wurden. Man muss ja schliesslich klar stellen, dass man eigentlich nach oben gehört…
Die vergangenen Jahre versuchte ich immer wieder, dieses Hochzeitsspektakel erneut mit der Kamera zu begleiten. Leider hat es nie mehr so richtig geklappt. Meistens war ich mit Frühblühern beschäftigt und an die Kröten dachte ich immer erst, als es zu spät war. Doch dieses Jahr – fast ein Jahrzehnt später – hat es endlich wieder geklappt. Die letzten zwei Wochen standen bei mir also ganz im Zeichen der Erdkrötenhochzeit. Immer wieder besuchte ich die kleinen Teiche, in denen ich das Spektakel beobachten konnte. Leider war das Wasser durch den Saharastaub meistens sehr trüb, was die Unterwasseraufnahmen nicht ganz einfach machte bzw. zu nicht ganz so tollen Ergebnissen führte. Zumindest spielte das Wetter grösstenteils mit. Am letzten Tag jedoch, den ich zur Krötenfotografie nutzen konnte bevor der Wintereinbruch dem wilden Treiben definitiv für dieses Jahr ein Ende setzen würde, war Petrus nicht mehr so wohlwollend gesinnt. Zuerst dachte ich, ein relativ trockenes Zeitfenster erwischt zu haben. Doch schlussendlich regnete es, bis auf eine kurze Pause von wenigen Minuten durch. Es war ganz passend, standen an dem Tag vor allem Unterwasseraufnahmen auf dem Programm. In gewohnter Montur mit Regenhosen gewappnet und diesmal auch mit entsprechender Ausrüstung für den Oberkörper gegen das Nass von oben ausgestattet, setzte ich mich erneut an den Tümpel. Meine Kamera war unterwassertauglich eingepackt und weilte vor mir im Teich. Damit die Steuerung der Kamera entweder über das Handy oder ganz konventionell einigermassen zu managen war, musste ich sehr nah ans Wasser heran. Aus dem „nah ans Wasser“ wurde jedoch immer wieder ein unbeabsichtigtes „ins Wasser“. Das kalte Nass lief mir mit der Zeit in die Ärmel, in die Schuhe und schlussendlich auch noch von unten die Hosenbeine hoch. Eigentlich war es auch nicht nur nass, sondern richtig schlammig am Rande des Teichs. Entsprechend sah ich auch aus… so müssen sich Wildschweine beim suhlen fühlen – mit dem Unterschied, dass die daran Spass haben!
Die Bewegung meines Fusses am Rande des Teichs zog männliche Erdkröten, die noch kein Weibchen erobern konnten magisch an.
Auf diesen Bilder kann man das Ablaichen sehen. Auf dem ersten Bild scheint das Weibchen den Ablaichvorgang gerade zu beenden. Es hängen nur noch einzelne Eier in der gallertigen Laichschnur. Das Männchen kann man aufgrund der Perspektive der Aufnahme von unten nicht sehen. Auf dem zweiten Bild Kann man drei Erdkrötenpäarchen sehen. Erst bei näherem Betrachten am Computer erkannte ich, dass alle drei Weibchen am Ablaichen sind. Die Laichschnüre sind recht dick, denn typischerweise bestehen sie aus einem Doppelstrang von Eiern. Die Schnüre werden von den Tieren an der Unterwasservegetation fixiert. Auf dem ersten Bild kann man sehen, dass schon massenhaft solche Laichschnüre abgelegt wurden.
2 Antworten
Hallo Sandra
Wir haben uns mal zufällig an diesem Weiher getroffen und sind ins Gespräch gekommen. Ich war sehr gespannt auf Deine Fotos, war aber nun schon längere Zeit nicht mehr auf Deiner HP. Ich habe auch Deine super Komentare und Geschichetn gelesen, die Du von den Fröschen, aber auch vom Vulkanausbruch in Island usw. geschrieben hast. Du kannst nicht nur super Fotografieren sondern auch noch sehr ineressant und mit viel Hintergrundwissen schreiben!
Ich wünsche Dir alles Gute im 2023 und weiterhin viele schöne Fotomomente (am besten ohne nass zu werden!!)
Liebe Grüsse
Aschi Nydegger
Hoi Aschi
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Ich habe ihn komischerweise erst jetzt gesehen. Auch Dir alles Gute fürs nun schon fortgeschrittene 2023 mit hoffentlich bald etwas besserem Wetter ;-)!
Vieli liäbi Grüäss
Sandra