Eine neue Faszination
Im letzten Herbst zog ich mit Makroobjektiv bewaffnet los, um in „meinem Pilzwald“ die vielen dort vorkommenden Pilzarten zu fotografieren. Ich konnte es kaum erwarten und war sehr neugierig, was ich alles antreffen würde, denn die Jahre zuvor war der Wald ein richtiges Pilzfotografenparadies! Leider musste ich schon bald feststellen, dass es – zumindest zum aktuellen Zeitpunkt – keine Pilzschwemme wie üblich gab, im Gegenteil. Lediglich ein paar jämmerliche Exemplare, angefressen und windschief, konnte ich im Laubteppich ausmachen. Auch an den wenigen Baumstrünken gab es dieses Jahr nicht viel zu sehen. Zwar hielten sich auf einem Strunk drei winzige Pilzchen kämpferisch aufrecht, doch sie zu fotografieren war aufgrund ihrer tiefen Lage im Baumstruck nicht wirklich möglich. Enttäuscht und ratlos sass ich auf dem nassen Waldboden und überlegte, was ich stattdessen anstellen könnte. Wirklich motiviert war ich allerdings nicht, da ich mich sehr auf die Pilzfotografie gefreut hatte. Schon wollte ich zusammenpacken, als ich vor mir einen sich bewegenden Punkt auf einem Blatt entdeckte. War das eine Spinne? Ein winziger Käfer? Oder eine kleine Fliege? Oder …könnte es tatsächlich sein…? Mein Makrofotografenherz begann schneller zu schlagen. Könnte es möglicherweise ein Kugelspringer sein? Ich nahm das winzige herumwuselnde Etwas genauer unter die Lupe und tatsächlich, es war ein kleiner Kugelspringer!
Schon lange begeistern mich die tollen Kugelspringerfotos von Susanne Venditti. Seit ich sie das erste Mal bestaunt hatte, wollte ich mich auch einmal auf die Suche nach diesen lustigen Winzlingen machen. Aber wie so oft war es bisher beim „Wollen“ geblieben…
Nun konnte ich mein Glück kaum fassen, ganz unverhofft auf ein solches Exemplar gestossen zu sein. Ich kontaktiert Susi, die mir sogleich mit Foto-Tipps zur Seite stand.
Aufgrund ihrer geringen Grösse im Millimeterbereich und ihres emsigen Treibens ist es nicht einfach, einen Kugelspringer fotografisch einzufangen. Sie sind sehr flink unterwegs, die Tiefenschärfe liegt je nach Objektiv unter einem Millimeter und das Licht ist sowieso immer zu spärlich vorhanden.
Die ersten Fotoversuche machte ich mit meinem 100mm Makroobjektiv, das in der RF-Variante nun sogar über einen Vergrösserungsfaktor von 1,4:1 verfügt. Schon nach den ersten Fotos wurde meine Sucht nach den „Waldschäfchen“ entfacht. Um die Kleinen noch etwas besser darstellen zu können, benütze ich nun meistens mein Lupenobjektiv Canon MP-E 65mm. Damit lässt sich ein Vergrösserungsfaktor von bis zu 5:1 erreichen. Damit ist es zwar nicht einfacher, die Kleinen einzufangen aber die Details sind unglaublich faszinierend.
Vorsichtig nähere ich mich jeweils den Winzlingen und versuche, das Blatt auf dem sie sitzen nicht zu berühren. Denn stösst man versehentlich ruckartig dagegen, katapultieren sich die Kugelspringer, die zu den Springschwänzen zählen, mit grosser Sprungkraft mit Hilfe ihrer Sprunggabel davon.
Es ist faszinierend, wie auf den Aufnahmen plötzlich Details der Tiere sichtbar werden, die man von blossem Auge nicht erkennen kann. Wenn man Glück hat kann man beobachten, wie sie sich ausgiebig putzen oder wie kleine Schäfchen auf der Wiese die Flechten auf den vermodernden Blättern „abgrasen“.
Ich kann es jedenfalls kaum erwarten wieder loszuziehen und die süssen Hopser in unterschiedlichen Lichtsituationen einzufangen!
Winzig sind sie, die Kugelspringer. Das erste Bild zeigt ein relativ grosses, wahrscheinlich ausgewachsenes Exemplar auf einem Blattstiel. Auf dem dritten Bild der Grössenvergleich mit meinem Finger.
Die einzelnen Kugelspringer unterscheiden sich zum Teil deutlich in ihrer Grösse.
Fressende Kugelspringer auf einem Buchenblatt.
5 Antworten
Richtig coole Bilder dieser süssen Winzlinge! Ich selbst muss noch viel üben, kann die Faszination aber bereits sehr gut nachvollziehen 🙂
Merci Mel! Es macht total süchtig, die Kleinen mit der Kamera einzufangen. Ich finde es aber insgesamt sehr schwierig und ich habe jede Menge Ausschuss, da der Fokus nur selten wirklich perfekt sitzt.
Ganz grosses Kino Sandra!!!
Vielen lieben Dank Marc!!
Grossartige Arbeit!